Warum der Hamilton-Transfer viel über Ferrari UND Mercedes aussagt
- Ludo van Denderen
Eine plötzliche Überraschung: Anders lässt sich der bevorstehende Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari nicht beschreiben. Bis zu Hamiltons Rücktritt schienen der Brite und Mercedes fest zusammenzuhalten, doch nun wechselt der ehemalige Weltmeister zu einem der größten Rivalen der Deutschen. Hamiltons Wunsch nach einem Wechsel sagt viel über Ferrari und Mercedes aus.
Als Lewis Hamilton am 7. Januar dieses Jahres aufstand und in den Spiegel schaute, dürfte ihm klar geworden sein: "In genau einem Jahr werde ich 40". Es ist ein respektables Alter, und 40 ist das neue 30. Aber es ist trotzdem 40. Als Spitzensportler liegt die Zukunft dann hauptsächlich hinter dir, und du kannst vielleicht noch eine, zwei oder drei Saisons lang eine wichtige Rolle in der Formel 1 spielen.
Für Hamilton läuft die Zeit ab
Wenn Hamilton also seinen brennenden Ehrgeiz, ein achtes Mal Weltmeister zu werden, erfüllen will, läuft die Zeit ab. Der Brite ist wahrscheinlich zu dem Schluss gekommen, dass in der relativ kurzen Zeit, die ihm in diesem Sport noch bleibt, jedes Jahr zählt. Jedes Jahr, in dem er keinen Zugang zu Material hat, mit dem er Grands Prix gewinnen kann - geschweige denn eine Meisterschaft - ist ein verlorenes Jahr.
Ferrari hat in der letzten Saison große Fortschritte gemacht, was zu einem Sieg in Singapur und insgesamt sieben Poles führte. Das Tempo ist da, und es wird immer besser. Der richtige Weg ist eingeschlagen, jetzt geht es um die weitere Feinabstimmung. Und Mercedes? Dank einer phänomenalen Runde von Hamilton in Ungarn mussten sie sich 2023 mit einer mickrigen Pole begnügen.
Mercedes in der Schwebe
Laut Teamchef Toto Wolff und dem technischen Direktor James Allison sind die Vorzeichen für den W15 jedoch hervorragend. Aber haben sie das nicht auch schon letzte Saison gesagt? Als Hamilton dann beim Test in Bahrain in sein Auto stieg, wusste er sofort: "Das wird es nicht sein. Mit einem völlig neuen Konzept hofft Mercedes, besser abzuschneiden als in den letzten beiden Jahren, aber das ist sicher keine Selbstverständlichkeit. Selbst wenn der W15 besser ist als seine beiden Vorgänger, wird das deutsche Team zweifellos (unüberwindbar) hinter Red Bull Racing und wahrscheinlich auch hinter Ferrari liegen.
Es besteht eine reelle Chance, dass Ferrari viel näher an Red Bull dran ist als Mercedes. Ein starker SF-25 könnte in Hamiltons Händen eine sehr gefährliche Kombination ergeben. Es ist noch nicht sicher, dass Ferrari Meister werden kann, aber die kurzfristige Zukunft des italienischen Teams ist zweifelsohne besser. Vielleicht wird Mercedes 2026 wieder siegen - mit einer neuen Regeländerung - aber das ist angesichts von Hamiltons Alter noch eine Ewigkeit entfernt. Darauf kann er eigentlich nicht warten.
So sehr Hamilton auch sagt, dass er Mercedes liebt und ein gutes Verhältnis zu Wolff pflegt, hat der Brite hier eine einfache Analyse gemacht. Bei Ferrari sind die Erfolgschancen auf kurze Sicht größer als bei Mercedes. So gesehen ist ein Wechsel zu dem italienischen Team absolut logisch und verständlich.